Wesensgemäße Bienenhaltung und Honigqualität
| von Dirk Eickmeier
Als Demeter-Imker werde ich häufig gefragt, ob man bei Honig wirklich von Demeter-Qualität sprechen könne, weil die Bienenhalter bekanntlich keinen Einfluss auf die Flugaktivitäten ihrer Bienen haben.
Auch als Demeter-Imker kann ich nicht garantieren, dass meine Bienen ausschließlich naturbelassene Gegenden oder Äcker, die nach Bio-Richtlinien bewirtschaftet werden, anfliegen.
Den Menschen, die mir die oben genannte Frage stellen, antworte ich gerne mit einem „Bild eines Stufenmodells“:
1. Vordergründig wird die Betriebsweise von Demeter zertifiziert, d.h. die Art und Weise, wie ich mit meinen Bienen umgehe/wie ich sie behandle: z.B. Naturwaben im Brutraum des Bien, ein ungeteiltes Brutnest, kein Absperrgitter, etc.
2. Im nächsten Schritt gehe ich auf meine „Vermeidungsstrategie“ ein: Ich stelle meine Bienenstöcke nicht in der Nähe von belasteten Massentrachtflächen auf, z.B. Rapsfelder.
3. Meine anschließenden Ausführungen wirken auf einige Menschen schon speziell: Hier beschreibe ich meine Beziehung zu den Bienen – also die Art, wie ich sie wahrnehme. Für mich handelt es sich um ein Lebewesen, das mir sehr viel wert ist, für das ich Verantwortung übernehmen will und mich daherbemühe, an meinen Bienenständen die richtigen Entscheidungen zum Wohle der Bienen zu treffen. Wie definiere ich für mich "richtig"? Ich habe mir angewöhnt, von Bienenpflege und nicht von Imkerei zu sprechen zu sprechen. Wenn ich mich den Bienen nähere, dann immer mit Achtsamkeit und Respekt. Sie bemerken meine Stimmungslage und reagieren entsprechend darauf – verheimlichen funktioniert nicht. Meine Gereiztheit löst Stechlust bei den Bienen aus. Auf Ausgeglichenheit und Ruhe hingegen reagieren die Immen mit ihrem sonnigen Gemüt. Für mich sind die Bienen Lehrmeisterinnen und Lehrmeister, von denen ich einen Teil ihrer eingetragenen Landschaft (Honig) nehmen darf. Im Gegenzug gebe ich ihnen die Standorte, die ihrer Gesundheit gut tun. Zudem beobachte ich sehr genau (meist am Flugloch), wie es den Bienenvölkern geht. Ich habe gelernt, dass die Bienen viele Herausforderungen ohne menschlichen Eingriff aus sich heraus meistern können. Wenn ich jedoch spüre, dass meine Hilfe erforderlich ist, bin ich da. Meine Bienen genießen es auch, wenn ich ihnen einfach nur Zuwendung schenke und heimlich mit ihnen rede.
Eine Dame aus Mülheim sagte neulich zu mir: „Beim Genuss Ihres Honigs wird mir ganz warm ums Herz.“ Eine schönere Rückmeldung kann ich mir gar nicht vorstellen.
Ich bin davon überzeugt, dass sich die individuellen Bemühungen der Bienenhalter auf die Qualität des Lebensmittels Honig auswirken. Diese Frage nach der besonderen Demeter-Qualität hat eine Imkerin an den Forschungsring e.V. gestellt, der daraufhin eine Vorstudie im Jahr 2010 veröffentlicht hat. In der nachfolgenden dreijährigen Studie in den Jahren 2012-2014 wurde die Vorstudie in weiten Teilen bestätigt.
Ich lade Dich herzlich ein, Dich detaillierter mit der Thematik zu beschäftigen:
https://citybienen.de/Artikel_Honiguntersuchung_Lebendige_Erde_2010-6.pdf