Warum gibt es diesen Imker-Hype … Eine Betrachtung vom Fühlen und Verstehen. Meine Herbstgedanken...

Anthroposophie, Wesensgemäße Bienenhaltung | von Dirk Eickmeier

In den Medien ist es omnipräsent - Das Bienensterben - und was macht das mit uns? Immer mehr Menschen wollen Imker werden. Diese Entwicklung dauert jetzt schon einige Jahre an und scheint nicht abreißen zu wollen. Es werden immer mehr Imkerkurse angeboten und durchgeführt. Wie kommt es, dass sich so viele Menschen in ihrer Freizeit um Bienen kümmern wollen?

Ist es die Sehnsucht nach dem Leben, weil ja Einstein gesagt haben soll, dass die Menschheit wenige Jahre nach dem Verschwinden der Bienen auch zu Grunde gehen wird? Oder ist es die Sehnsucht nach der Gruppenseele in einer Zeit der starken Individualität, in der sich viele Menschen einsam fühlen und einen Superorganismus wähnen, in dem jedes Individuum, jedes Bienentierchen in einem Bienenvolk vollkommen aufgeht?

Vielleicht ist es das Ahnen, dass wir an den Bienen etwas beobachten, erfühlen und sogar wahrnehmen können, was wir mit unserem Verstand, ja sogar mit unserer besten Wissenschaft nur beschreiben, aber nicht erklären können.

Wenn wir genau beobachten und beschreiben wollen, benennen wir das Bienenvolk schnell als einen Superorganismus, bestehend aus Königin, Arbeiterinnen und Drohnen im Wabenbau, weil wir die Zusammenhänge nicht verstehen können, wie ein Bienenvolk von Tierchen mit so kleinen Gehirnen gelenkt und verwaltet sein kann. Wir schauen immer stärker in das Detail und finden dennoch nicht die Erklärung.

Wenn wir den Blick nur ein wenig weiten und einfache Begriffe suchen, mit beschreibenden Worten, so können wir auch zu einer anderen Betrachtungsweise kommen: Ein Bienenvolk ist ein Bienenwesen, das in den Einzelwesen der Königin im Mittelpunkt, den Arbeiterinnen, den nur zeitweise anwesenden Drohnen, zusammen mit dem Wachswerk seine Wesenheit bildet.

Noch spannender wird es, wenn wir dieses Bienenwesen in seiner Ausdehnung betrachten. Im Winter in der engen Wintertraube und in den warmen Jahreszeiten in einer Ausdehnung von bis zu 5 km im Flugumkreis.

Was hat das jetzt mit uns Menschen zu tun? An dieser Stelle möchte ich von mir erzählen und gleichzeitig anregen, es selbst auszuprobieren: Manchmal setze ich mich ganz bequem vor einen Bienenstock und lasse meinen Blick schweifen. Zuerst nehme ich das Treiben sehr klar wahr, beobachte ganz genau und sehe die Details. Mit der Zeit stellt sich eine ganz andere, tiefere, innere Stimmung ein - der Alltag mit all seinen Herausforderungen rückt in den Hintergrund und ich fühle mich selig, getragen und vollkommen ruhig. Dieses Phänomen erlebe ich immer wieder. Vielleicht sind Bienenhalter deshalb so oft bei ihren Bienen, weil sie sich nach diesem besonderen Zustand sehnen... Mit etwas mehr Übung funktioniert es auch im Winter, wenn keine Bienen mehr mit dem Auge wahrnehmbar sind - bald ist die kalte Zeit wieder da: Ich gehe wieder zu den Bienen, kann sie zwar nicht sehen, die Stimmung des Stockes dennoch wahrnehmen. Und wieder überträgt sich das Gefühl des Verbundenseins mit allem auf mich.

Die einzelne Biene lebt ganz für ihr Volk. Haben wir in unserem täglichen Handeln auch die ganze Menschheitsfamilie vor Augen?

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