Der Bien und der Mensch
| von Britta Bäcker
Am 6. Dezember 2018 ist meine Omi Gisela im Alter von 93 Jahren gestorben. In Lettland würde man sagen, dass sie in eine „andere Sonne“ gegangen ist. Diese Sichtweise berührt mich sehr. Ieva Ančevska (lettische Ethnologin und Dampfbad-Meisterin) hat mir vor 2 ½ Jahren in ihrer Heimat viele spannende Geschichten aus der vorchristlichen und teilweise noch heute praktizierten Ethnomedizin erzählt und damit neue Türen für mich geöffnet.
Zurück zum Thema: Am Todestag meiner Omi habe ich innerlich ihre Seele wahrgenommen – wie sie begleitet von vielen Bienen in Richtung Sonne steigt. Dieses Bild kam mir ganz plötzlich und mein Verstand schob es genauso rasch wieder beiseite, weil ich es nicht verstand.
Einige Tage später bin ich „zufällig“ auf einen mir vorher unbekannten Text von Rudolf Steiner gestoßen, in dem es um die tiefe Verwandtschaft des Bien mit dem Menschen geht. Steiner hat in diesem Zusammenhang über den Schwarm gesprochen:
„Und wenn man jetzt den Bienenschwarm anschaut, so ist der zwar sichtbar, aber er schaut just so aus, wie die Menschenseele, die den Körper verlassen muss. Es ist ein großartiges Bild, so ein fortschwärmender Bienenschwarm. Wie die Menschenseele den Körper verlässt, so verlässt, wenn die junge Königin herangewachsen ist, die alte Königin mit ihrem Anhang den Bienenstock, und man kann richtig am ausziehenden Schwarm ein Bild von der ausfliegenden Seele des Menschen sehen.“
Ich bin in diesen Tagen den Bienen sehr dankbar für dieses wunderbare Bild, welches sie mir geschenkt haben. Die Seele meiner Omi wurde von den Bienen in die andere Sonne begleitet... Lebe wohl!